Kunstsammlung Kreissparkasse Ludwigsburg

Die Kreissparkasse Ludwigsburg hat eine weitreichende Tradition in der Förderung von Kunst und Kultur in ihrer Region. Was zunächst in den 1920er in den ersten Filialen der Sparkasse als inspirierende Bestückung der Arbeitsräume begann, entwickelte sich seit den späten 1970er Jahren im Zuge der Kreisreform als eine Sammlung mit wichtigen Werken der regionalen Kunstszene. Als Spiegel der Gesellschaft soll die Kunstsammlung nicht nur repräsentative Bedürfnisse erfüllen. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur und steht für das gesellschaftliche Engagement der Kreissparkasse Ludwigsburg. Die Kreissparkasse Ludwigsburg konzentriert ihre Sammlertätigkeit vor allem auf Gemälde und Holzschnitte aus der Region und Baden-Württemberg. Die Sammlung umfasst inzwischen etwa 450 Werke, darunter finden sich auch Werke moderner Klassiker aus der Region wie Otto Dix, Adolf Hölzel, Willi Baumeister, Georg Karl Pfahler, Werke der Stuttgarter Sezessionisten und der Neuen Sezessionisten sowie Konvolute von Adam Lude Döring, Axel Mondry oder Wolfgang Häberle, aber auch etwa 150 Holzschnitte, die seit 1991 aus jurierten Wettbewerben als Preisträger gefördert wurden. Der Kunstverein präsentiert aus der Sammlung der Kreissparkasse Ludwigsburg 33 Werke der wichtigsten Vertreter des Hölzel-Kreises und deren Schüler sowie der Stuttgarter Sezessionisten und der Neuen Sezessionisten auch Schüler von H.A.P. Grieshaber wie Fritz Genkinger, Lothar Quinte, aber auch Werke von Ben Willikens, Lambert Maria Wintersberger.
Die Kunstsammlung der Kreissparkasse zeichnet sich durch ihre Vielfalt sowie durch ihren kunsthistorischen Wert und ihre Bedeutung aus.

​Peter Schmidt

Versteckt

In der Installation “Hauptstraße 362” öffnet sich ein gewaltiger Raum nach oben, ausgestattet mit drei Kronleuchtern, rundherum mit bunter Majolika geschmückt. Darin befinden sich im Kontrast zur Feierlichkeit profane Stühle, ein Feuerlöscher, ein Hinweis auf den Notausgang, der Raum gehört auch zum alltäglichen Leben. Offensichtlich handelt es sich um eine Moschee. Es ist schwer zu erkennen, ob das Bild vom Inneren der Moschee eine Malerei oder eine Fotografie ist. Der Raumeindruck ist realistisch, Details weisen aber darauf hin, dass es sich nicht um einen wirklichen Raum handelt. Realität oder Fiktion?
Die neben dem Bild stehende Installation, ein Modell, gibt Aufschluss, wie das Bild zustande gekommen ist. Mit einem Vergrößerungsglas kann in die Installation geschaut werden und wieder stellt sich dieser Eindruck des Schwebens zwischen Realität und Fiktion ein, einerseits eine alltägliche Moschee, andererseits ein entrückter Raum. Die Installation ist das Modell der Moschee, die in Königswinter beim Bahndamm am Rande der Altstadt steht. Es handelt sich um eine relativ kleine Moschee, die aber mit ihrem Minarett und ihren Kuppeln ein sehr typisches Bild bietet. Der Innenraum ist reich mit Majolika und Kronleuchtern ausgestattet. Das Innere dieses Ortes ist nur einem relativ kleinen Teil der Bevölkerung von Königswinter bekannt.

Peter Schmidt beschäftigte sich mit Königswinter, während er dort 2014 in der Altstadt als “Artist in Residence” lebte. Ein Fest, zu dem die islamische Gemeinde öffentlich eingeladen hatte, bot Gelegenheit, die Moschee zu besichtigen und Kontakt aufzunehmen. Er wurde als Künstler, der sich mit der Moschee beschäftigen wollte, herzlich empfangen, besuchte diese mehrmals und fotografierte sie eingehend. Auf dieser Basis entstanden Modell und Bild, die dann in der Hauptstraße 362 in Königswinter in der Galerie.1 des Kunstvereins antiform ausgestellt wurden.
Außer der Nähe Kölns mit der Keupstraße, in der das Bombenattentat von Neonazis verübt worden ist, bildet die spezifische Situation in Königswinter den Hintergrund, dieses Motiv zu wählen. Der Anteil türkischstämmiger Bürger in der Altstadt von Königswinter ist relativ hoch.
Peter Schmidt diskutierte dieses Thema während seines Aufenthaltes mit vielen Menschen dort. Neben einem sehr toleranten Verständnis kam häufig eine teils latente, manchmal aber auch offene Ausländerfeindlichkeit zum Ausdruck. Offensichtlich handelt es sich um ein polarisierendes Thema in der Stadt. Eine zusätzliche Brisanz erhält das Thema durch die aktuelle Islamismusdebatte.