Müller & Sohn + Ko: Showtime

Es kommt nicht alle Tage vor, dass die Prämierten eines Kunstwettbewerbs eine dermaßen starke Geistesverwandtschaft zueinander entdecken, dass sie spontan beschließen, ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Doch so geschah es bei der Verleihung des Kunstpreises der Karl-Heinz Knoedler-Stiftung in Ellwangen, der 2019 sowohl an das Duo Müller & Sohn als auch (neben Julia Smirnova) an die Künstlerin Hyunjeong Ko ging.

Anknüpfungspunkte für eine Kooperation fanden sich vor allem in den performativen Plastiken von Müller & Sohn und den kinetischen Installationen von Hyunjeong Ko, die sich in beiden Fällen sowohl als ästhetische Versuchsanordnungen lesen lassen wie als assoziationsreiche, vielschichtige und magische Objekte, die tief in den Bildwelten des Unbewussten schürfen. Mit ihrem jeweils ganz eigenen persönlichen Ansatz widmen sie sich auch der Einwirkung des Menschen auf die Natur und umgekehrt der Natur auf das von Menschen Geschaffene. Dass Hyunjeong Ko und Müller & Sohn dabei einen ähnlichen Sinn für Humor beweisen, der in ihren Werken deutlich zum Ausdruck kommt, tat ein Übriges, um die Grundlage für einen regen schöpferischen Austausch zu bereiten.

Im Kunstverein Ludwigsburg treten in der Doppelausstellung der drei Künstler die beseelten Objekte und Environments von Hyunjeong Ko in einen Dialog mit der multimedialen Kunst von Müller & Sohn, die ihrerseits das Spannungsfeld von Statik und Bewegung in der freien Natur auslotet. Während Ko als Konstrukteurin aus Fundstücken und Alltagsgegenständen exakt funktionierende Maschinen baut, die geheimnisvollen Verrichtungen nachgehen, so sind Müller & Sohn Forscher und Entdecker, die sich von ihrer Neugierde leiten lassen und den Zufall als formgebendes Prinzip in ihre Kunst integrieren. An der Nahtstelle dieser beiden Ansätze werden in der Ausstellung mehrere in Gemeinschaftsarbeit entwickelten Installationen von Hyunjeong Ko und Müller & Sohn stehen. Dem Auge zeigt sich dabei eine Kunstmaschinerie, die ohne weiteren Eingriff von außen und mit provozierender Selbstgenügsamkeit ein Drama der Dinge ausführt und den geschäftigen, von jedem vordergründigen Nutzen befreiten Leerlauf des Mechanischen feiert.

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Markus Hallstein

Markus Hallstein widmet sich in seinen Arbeiten dem zentralen Element der Bewegung. Seine kinetischen Objekte setzen Dinge in Bewegung, eröffnen neue Perspektiven und Interpretationsmöglichkeiten. Der spielerische Ansatz verzichtet bewusst auf technische Präzision, wodurch der Charme des Selbstgemachten erhalten bleibt. Der Fokus liegt auf der ursprünglichen Form der Bewegung und der Freude an Wiederholung. Papierbögen und Samenkapseln schwingen, begleitet von funktionsbedingten Geräuschen und subtil integrierten klangbildenden Objekten.

Eine Serie mit transparenten Farbfolien thematisiert die Wirkung von Licht und Bewegung, wobei farbige Schatten die Werke auf der Wand fortsetzen. Im Kunstvereins-Gewölberaum – dem Salon – schafft Hallstein eine pulsierende Installation aus mechanischen Objekten mit farbigen Papieren. Unterschiedliche Bewegungsarten wie Kreisen, Heben und Senken fesseln den Blick und lassen die Wandfläche pulsieren.

Eine Porzellanfigurenserie widmet sich dem Reiz des 18. und 19. Jahrhunderts. Hallstein klärt Gesten und Posen, gibt ihnen einen neuen Sinn. Humorvolle Ergänzungen brechen anzügliche Elemente und den männlichen Blick. Die Mechanik bleibt sichtbar, der Betrachter wird zum Akteur, indem er die Bewegung aktiviert – sei es durch Knopfdruck, Kurbeln oder Bewegungsmelder. Die Offenlegung der Funktionsweise ist integraler Bestandteil aller Arbeiten.

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