1964 geboren in Stuttgart, 1988 – 1991 Grafik-Design Studium an der Fachhochschule für Gestaltung, Pforzheim, 1990 Studienaufenthalt in New York, 1992 – 1998 Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, 1997 – 1998 Meisterschülerin, 1999 Graduiertenstipendium des Landes Baden-Württemberg, 2002 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg, 2002 – 2003 Cité Internationale des Arts, Paris, 2004 – 2008 Lehrauftrag für Zeichnung an der Hochschule Pforzheim, Fachbereich Gestaltung, seit 2008 Lehrauftrag für Zeichnung an der Hochschule Darmstadt, Fachbereich Gestaltung.
Brigitte Stahl setzt Zeichen im Raum. In einer eigens für den Ludwigsburger Kunstverein erarbeiteten Objektinstallation nimmt sie ihn dort ästhetisch in Besitz. So macht die Stuttgarter Künstlerin den Boden durch einen flüssig aufgeschütteten Gipsteppich teilweise unzugänglich, um gerade durch diese Intervention ein Bewusstsein für den Raum zu schaffen. Von dem basal-visuellen Erlebnis, gleichsam einem malerischen Akt ausgehend, erobert sie ihn Stück um Stück: Fundobjekte und Plastiken in verschiedenen Materialien durchmessen diesen Raum – in Gestalt von Kunststoff, Holz, Styropor, Beton, Neonlicht, Plexiglas, Textilstoff, Eisen, Folie, Ton, Farbe u.a.m. wird er nicht nur haptisch begreifbar, sondern auch in seinem Sein wahrnehmbar. Die Dinge, ohne die der Raum nicht nur leer, sondern für uns als Nutzer haltlos wäre, stellen Fragen über das Da-Sein, über Positionen und Befindlichkeiten, über das Mit- und Gegeneinander, stellvertretend für die Fragen an unsere Umwelt. Dabei haben die Dinge selbst ihre Geschichte, die sich teilweise nur erahnen lässt oder die sich im Betrachten ereignet. Beispielsweise rührt die Form mancher Tonklumpen von einer situativen Deformation her: Brigitte Stahl hat sie performativ im Vorfeld der Installation geworfen, auf dass sie sich aus dem industriell vorgefertigten Materialkörper zur plastisch geformten Skulptur verwandelt. Dass die Künstlerin nur scheinbar mit dem Zufall spielt, liegt auf der Hand – drapierte Gegenstände finden zueinander, könnten auch ganz anders stehen, liegen, hängen, wenn sie nicht im Fallen begriffen sind. Auch diese Zustandsrorientierung ist wichtig, damit wir ein Gespür für den Raum bekommen. Grundtenor der Installation ist eine Offenheit für die je eigene Materialität im Kontext dieses Raums. Gegen die Zufälligkeit steht das bewusste Arrangement insbesondere ›poverer‹ Objekte, das sich zwar jeglicher erzählerischer Klarheit entzieht, aber doch dialogische, zuweilen miteinander konkurrierende Strukturen freisetzt.